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Albanien – ein Besuch mit Hindernissen

Nachdem wir bei unserem letzten Besuch feststellen mussten, dass praktisch die komplette Küste Montenegros für Fahrzeuge über 5 Tonnen gesperrt ist, fahren wir diesmal durch das Landesinnere, umrunden den Shkodra-See auf der Nordseite und landen für einen ersten Stopp in dem kleinen Städtchen Koplik, wo wir bei einem Restaurant in der Nähe des Sees übernachten.

In Koplik besorgen wir am nächsten Tag SIM-Karten für den Router und eines unserer Handys und sind etwas erstaunt über die Preissteigerung seit unserem Besuch vor vier Jahren. Davon abgesehen genießen wir aber das quirlige Treiben in dem kleinen Städtchen, setzen uns in ein Café an der Hauptstraße und machen Pläne für unseren weiteren Aufenthalt in Albanien.

Fürs erste fahren wir nur die wenigen Kilometer bis nach Shkodër, quartieren uns wieder auf dem Camping Legjenda ein und erholen uns erst mal von der Fahrerei der letzten Tage. Nachmittags erklimmen wir die Festung Rozafa, die hoch über der Stadt thront und schlendern anschließend die Uferpromenade an der Buna entlang zurück zum Campingplatz, wo wir die weitere Planung diskutieren.

In die Berge

Am nächsten Tag ist eine Entscheidung gefallen, wir nehmen die Berge in Richtung Kukës in Angriff. Über Puka geht es immer die SH5 entlang. Leider erweist sich die Strecke nicht als das, was wir uns erhofft hatten. Sie führt fast durchgehend durch dichte Wälder ohne jede Aussicht, das Wetter ist auch eher durchwachsen und irgendwann werden dann auch die vielen Serpentinen anstrengend. Wir übernachten auf einer Anhöhe bei Regen und Sturm und werden dafür am nächsten Morgen zumindest mit einer großartigen Aussicht auf die wolkenverhangene Landschaft belohnt.

Nach diesem versöhnlichen Start in den Tag wartet aber schon die nächste böse Überraschung, die wie ein schlechter Witz klingt: beim Schuhe binden(!) fährt es Jochen so höllisch ins Kreuz, dass er sich kaum aufrichten kann. Nach ein paar Minuten schafft er es zumindest bis auf den Fahrersitz und wir fahren die letzten Kilometer bis Kukës hinunter. Der Stellplatz in einem Park ist für unseren Oskar zu klein, also stellen wir uns auf den wenig einladenden Parkplatz des Fußballstadions. Hauptsache Oskar steht halbwegs sicher und Jochen kann sich erst mal hinlegen und seinen Rücken auskurieren. So ein Mist!!!

Doch es ist Sonntag und ab 2 Uhr nachmittags ist es mit der Ruhe vorbei. Sicherheitskräfte fahren vor, die Polizei ist auch dabei und mit der Zeit füllt sich der Platz immer mehr. Irgendwann fahren zwei große Busse vor, aus denen Männer in Trainingsanzügen und mit Sporttaschen aussteigen und jetzt ist klar, was los ist. Der Futboll Klub Kukësi spielt in der ersten albanischen Liga und hat heute ein Heimspiel… Bis auf ein paar neugierige Blicke bleiben wir jedoch völlig unbehelligt, niemand stört sich an unserem Oskar. Wir bleiben einfach im Auto sitzen, Jochen kann sich eh kaum bewegen, und nach weiteren 2 Stunden ist der Trubel wieder vorbei und der Platz liegt so verlassen da wie zuvor.

Wir bleiben einen weiteren Tag auf dem Parkplatz stehen, gehen viel in Kukës spazieren und so langsam geht es auch Jochens Rücken wieder besser.

Abstecher nach Nordmazedonien

Von Kukës geht es weiter durch die Berge Richtung Süden nach Peshkopi. Oskar macht bereits seit Österreich immer wieder Probleme an stärkeren Steigungen und so wird auch diese Fahrt wieder eine Herausforderung. Bergauf mit viel Gas ist zunächst alles normal, doch dann bricht immer wieder die Leistung weg. Wir halten Rücksprache mit Stefan von Optimobil und uns kommt ein Verdacht: kleine Sägespäne, die beim Tausch der Tankstutzen im Tank verblieben sind und jetzt die Saugleitung des Tankgebers verstopfen, was dazu führt, dass Oskar nicht genug Sprit bekommt. Um das zu überprüfen, müssen wir aber erst mal den anderen, großen Tank voll machen. Und dazu fahren wir weiter nach Nordmazedonien… €1,35 der Liter Diesel!

Von unserem Stellplatz hinter Peshkopi sind es gerade mal 16 Kilometer bis Debar in Nordmazedonien. Wir tanken voll, und siehe da, auf dem großen Tank läuft Oskar wieder wunderbar. Noch den kleinen Tank aufgefüllt und dann entlang des Schwarzen Drin bis an den Ohridsee. Die Straße ist eng, aber wunderschön und nach all den kleinen und großen Widrigkeiten der letzten Tage ist die Stimmung bei uns beiden mal wieder richtig gut. Bis es plötzlich einen lauten Knall tut und das Glas des linken Außenspiegels nur noch am Kabel der Spiegelheizung baumelt. F***!!!

Die entgegenkommenden Baustellen-Laster fahren wie die Verrückten auf der engen Straße, kein Bremsen, kein Ausweichen, einfach voll drauf und durch… Wir quetschen uns an den Straßenrand und versuchen das Glas wieder in die Halterung zu drücken, was irgendwann auch gelingt. Doch kaum sind wir wieder unterwegs, kommt uns der nächste Trupp Laster entgegen. Wir stehen schon fast, fahren so weit rechts wie mit den vorstehenden Felsen möglich, aber trotzdem knallt es wieder und diesmal geht der Spiegel endgültig zu Bruch. Ist das noch Rücksichtslosigkeit oder schon Absicht?

Wir schneiden die zerbrochenen Reste ab, basteln aus einem kleinen Badspiegelchen einen Notbehelf und fahren weiter bis wir zu einer größeren Tankstelle kommen. Dort gibt es erst einmal einen Kaffee zur Beruhigung der Nerven. Von den freundlichen und sehr hilfsbereiten Mitarbeitern der Tankstelle bekommen wir eine Adresse genannt, die wir ansteuern sollen.

In Debar suchen wir bei der angegebenen Adresse nach einer Autowerkstatt oder ähnlichem und sind wieder auf die zuvorkommenden Anwohner angewiesen. Als klar wird, dass es um einen zerbrochenen Spiegel geht, ist die entsprechende Werkstatt auch gleich gefunden: ein Glaser, der eben auch Spiegel baut. Zu unserer Freude spricht der Inhaber auch noch Deutsch, er ist in Deutschland in der Nähe von Hamburg aufgewachsen und irgendwann nach Nordmazedonien zurück gegangen.

Die Reparatur mit einem einfachen, flachen Spiegel dauert keine halbe Stunde und so können wir noch am selben Tag unsere Reise mit einem voll funktionsfähigen Provisorium fortsetzen. Auf weitere Abenteuer haben wir nach der ganzen Aufregung allerdings keine Lust mehr. Geplant war, eigentlich weiter Richtung Süden zu fahren und durch die Berge über Ersekë, Leskovik und Përmet nach Gjirokastër zu gelangen. Das hätte aber wieder schlechte, enge Straßen und viel Wald bedeutet und der Wetterbericht verhieß auch nichts Gutes. Also fahren wir am nächsten Tag von unserem Stellplatz am Ohrid-See in Pogradec den Bogen über Elbasan und Fier auf der gut ausgebauten SH7 und SH4 nach Gjirokastër.

UNESCO-Weltkulturerbe Gjirokastër

Gjirokastër ist eine der ältesten Städte Albaniens und gehört seit 2005 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Von unserem Stellplatz aus laufen wir in die Stadt und erklimmen am frühen Vormittag die beeindruckende Burg, die seit dem 6. Jahrhundert auf ihrem Felsen über der Stadt thront.

Unterhalb der Burg liegt die sehenswerte Altstadt mit ihren steilen, gepflasterten Gassen und den steingedeckten Häusern, denen der Ort den Beinamen „Stadt der Steine“ verdankt. Nach all der Kletterei in den steilen Gassen stärken wir uns mittags noch in einem der zahlreichen Restaurants in der Altstadt, bevor wir den Heimweg antreten.

Mit Gjirokaster als letzter Station verabschieden wir uns bereits nach 10 Tagen wieder aus Albanien. Geplant hatten wir einen deutlich längeren Aufenthalt, aber mit Rückenproblemen, kaputtem Spiegel und überwiegend schlechtem Wetter wollte der Albanien-Funke diesmal nicht so recht zünden. Wir werden es sicher noch einmal mit diesem schönen Land versuchen, aber jetzt ruft erst einmal das Meer…

Griechenland wir kommen!!!

Dieser Beitrag hat 5 Kommentare

  1. Liebe Anja, lieber Jochen,
    grad hab ich gesehen, dass ich vor ziemlich genau 3 Jahren euren letzten Albanien-Bericht kommentiert hab 🙂 wirklich schade, dass der Besuch diesmal „überschattet“ war. Aber ihr wart sicher nicht das letzte Mal in diesem schönen und interessanten Land, welches auch auf meiner bucket-list steht! Ich hoffe, dass Jochens Rücken wieder tippi-toppi ist?!? Du Ärmster!! Keine Ahnung, was es in Albanien gibt, aber eins weiß ich: Ouzo hilft gegen alles! Fernprost 🙂
    Eine angenehme Weiterreise ins schöne Griechenland & bleibt fit und gesund!
    Liebste Grüße aus Regensburg,
    Uschi

    1. Liebe Uschi,
      jetzt ist seit längerem glücklicherweise alles wieder im grünen Bereich! Kommende Woche geht es dann weiter in die Türkei. Ouzo klingt auf jeden Fall gut! Ein Fernprost nach Regensburg!
      Liebe Grüße
      Anja und Jochen

  2. Hallo Anja und Jochen,
    danke für diese wunderbaren Bilder aus Albanien! Das mit dem Spiegel wird überschätzt. Ihr wollt doch vorwärts fahren, also: Don’t look back! Alles Gute weiterhin und viele Grüße von Karl.

    1. Lieber Karl,
      ich hätte das ja genauso gesehen… was gehen mich die Straßen hinter mir an. Aber Anja kam dann wieder mit irgendwelchen Paragrafen und Gesetzen… Tss…
      Liebe Grüße, Anja und Jochen

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