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Albanien – ein Reisebericht aus einer anderen Zeit

Über ein Jahr ist es her, dass wir Albanien bereist haben. Noch ohne Hund als Begleiter. Und weit und breit kein Corona. Die Erinnerungen an das Davor erscheinen unwirklich. Ich begann im Sommer letzten Jahres an dem Artikel zu arbeiten, aber es ging nur holprig voran. Es ist unglaublich, wie sehr sich alles durch das Virus verändert hat. Aber auch das Reisen mit Hund ist ein anderes Reisen. Derzeit sind wir in Griechenland, es ist mal wieder strenger Lockdown. Eine Weiterreise ist kaum möglich. Wir denken über eine Heimkehr nach, aber nur über den Landweg, am liebsten nochmal über Albanien, dann hätten wir den Bericht über Albanien erweitert und aktualisiert eingestellt. Aber auch das erscheint in weiter Ferne, die Einreise von Griechenland aus ist wohl möglich, aber dann kommen wir schlecht oder nur mit Quarantäne weiter. Daher nun doch noch: Ein Bericht unserer Reise durch Albanien aus einer anderen Zeit!

Shkodra

Von Kroatien aus geht es über Montenegro nach Albanien. An und für sich wollen wir auch Montenegro bereisen, aber an der Küstenstraße ist nicht einmal ein Anhalten möglich. In den Dörfern ist alles gesperrt für Fahrzeuge über 5t. Ins Landesinnere wollen wir nicht fahren, da das Wetter immer schlechter wird, es ist Anfang Dezember. Also gleich auf nach Albanien!

Unser erstes Ziel ist die Stadt Shkodra. Da wir uns erst einmal orientieren wollen und von dem sehr chaotischen Verkehr gelesen haben, steuern wir den Campingplatz Legjenda an, ein schönes Areal, der Besitzer sehr freundlich und hilfsbereit. Es geht ein Bus vom Campingplatz aus in die Innenstadt, der kostet für uns beide 100 Lek, das sind gerade mal 80 Cent. Aber: Wir stellen fest, dass wir nicht mal einen einzigen Lek in der Tasche haben. Der Besitzer hilft aus und leiht uns die 100 Lek. Also, auf geht’s!

Erst mal die Suche nach der Bushaltestelle. Gleich gegenüber bei der Kirche, wird uns gesagt. Wir überqueren die Straße, machen erste Erfahrungen mit dem Straßenverkehr. Nur, wo ist die Bushaltestelle? Kein Schild. Keiner wartet. Von der anderen Seite aus, dort ist eine Tankstelle, werden wir bei unserer ratlosen Suche beobachtet. Kurz darauf erbarmt sich ein netter junger Mann und erklärt uns, wo wir stehen bleiben sollen. Der Bus kommt gleich. Naja, gleich ist zwar relativ, aber uns wird an der Bushaltestelle auch nicht langweilig. Der Verkehr: ein einziges Chaos. PKWs, Busse, LKWs, Fahrräder, Fußgänger, Lastenfahrräder, Mopeds, Pferdegespanne, Esel, alles schön kreuz und quer und durcheinander. Wir fühlen uns gleich sehr wohl.

Shkodra, eine schöne und lebendige Stadt. Moscheen neben Kirchen, ein riesiger Weihnachtsbaum vor einer Moschee und natürlich eine Statue von Mutter Teresa. Es ist in Albanien tatsächlich ein friedliches Miteinander der Religionen, geprägt von gegenseitiger Akzeptanz.

Schon ab dem ersten Tag erleben wir die Freundlichkeit und Offenheit der Albaner. Sobald man sich umsieht und ein wenig zu orientieren versucht, erfährt man sofort Hilfe. Viele sprechen Englisch und freuen sich über Besuch aus dem Ausland. Die Menschen in Albanien leiden sehr unter dem – unberechtigt – schlechten Ruf, den das Land hat. Auch wir wurden von Bekannten gefragt, ob wir keine Angst hätten, das Land zu bereisen, man höre ja so viel Negatives. Natürlich gibt es viele Probleme. Albanien ist ein sehr armes Land. Aber wir haben uns während unserer Reise durch Albanien zu keinem Zeitpunkt unsicher oder bedroht gefühlt, ganz im Gegenteil. Wir werden überall freundlich und neugierig empfangen, die Hilfsbereitschaft und Großzügigkeit der Menschen ist immens.

Wir lassen uns durch die Stadt treiben, durch breite Straßen und verwinkelte Gassen, an schmucken historischen Häusern in der Fußgängerzone vorbei, die im Kontrast stehen zu den, nun ja, nicht ganz so schön anzusehenden Bauten noch aus kommunistischen Zeiten.

Zwischendurch genießen wir ein leckeres Mittagsessen mit fangfrischem Fisch im Restaurant Country Bar. Auf dem Heimweg besuchen wir noch die Bleimoschee, die ihren Namen den Bleikuppeln verdankt und als einzige der 35 Moscheen von Shkodra während der kommunistischen Diktatur unter Enver Hoxha erhalten blieb.

Bleimoschee

Komanstausee

Weiter geht es am nächsten Tag zum Komanstausee. Die Strecke ist landschaftlich wunderschön, die vielen Schlaglöcher für Oskar natürlich kein Problem. Der albanische Verkehr ist uns schon richtig ans Herz gewachsen, Rechtsverkehr? Papperlapapp, das geht auch anders herum. Und endlich ist die Straße wieder bevölkert, das ist uns schon richtig abgegangen, Norwegen lässt grüßen! Schweine, Ziegen, Schafe, Kühe, alles tummelt sich gerne auf dem warmen Teer herum. Der Stausee selbst ist auch schön. In der Saison muss eine Bootsrundfahrt beeindruckend sein, leider sind wir Anfang Dezember zu spät dran.

Am nächsten Tag wollen wir Richtung Küste, uns in der Nähe von Lezhe einen Platz suchen. Aber da waren wir ganz falsch. Bettenhochburgen, teils fertig gestellt, teils im Bau. Alles sehr hässlich.

Auf ins Landesinnere - Region Durres

Also wieder zurück ins Landesinnere. Unsere Idee ist, über Kruja nach Burrel zu fahren. Wir sind schon lange unterwegs heute, es wird schön langsam Abend. Das Wetter wird immer schlechter. Die enge Serpentinenstraße ist zwar geteert, aber voller Schlaglöcher und mit tiefen Verwerfungen. Am 26. November 2019 gab es in der Region Durres und Tirana ein schweres Erdbeben. Wir waren uns nicht sicher, ob die Straßenschäden – zumindest zum Teil – auf das Erdbeben zurück zu führen sind. Aber die Straße war trotzdem fahrbar. Endlich sind wir am Pass oben angekommen! Es regnet und es wird dunkel. Am Pass selbst gibt es keine Möglichkeit zum Übernachten. Wir fahren noch ein Stück weiter. Hups! Keine Teerstraße mehr. Wir befinden uns genau auf der Grenze zwischen den Regionen Durres und Dibra. Nur noch Schotter und steil geht es den ersten Kilometer runter, wie Jochen zu Fuß erkundet. Ich streike! Nein, heute Abend kein Abenteuer mehr. Wir fahren ein paar Kilometer zurück und dürfen bei einem Restaurant auf dem Hof über Nacht stehen bleiben. Am nächsten Morgen regnet es noch immer. Daher beschließen wir, zurück zu fahren. Endlich kommt die Sonne wieder und lässt uns die Rückfahrt durch die Berge genießen. Auf der Fahrt nach unten hinter einer Kurve stehen wir plötzlich vor einer Straßensperre, ein Bagger blockiert den Weg. Tatsächlich gab es in der Nacht einen Erdrutsch, gut, dass wir die Nacht oben verbracht haben.

Von Burrel aus wollten wir an und für sich einen Abstecher nach Nordmazedonien machen, auch um günstig zu tanken. Wir entscheiden uns nun, die Strecke über Elbasan / Librazdh zu nehmen. Naja, da müssen wir ja nur durch Tirana, Verkehrschaos pur.

Ausflug nach Nordmazedonien in das Städtchen Ohrid

In Nordmazedonien besuchen wir die Stadt Ohrid, die größte Stadt am Ohridsee. Sowohl der Ohridsee als auch die Umgebung wurden bereits 1979/1980 zum Unesco Welterbe erklärt. Der Ohridsee ist einer der ältesten Seen der Welt, geschätzt über 2,5 Millionen Jahre alt.

Wir parken außerhalb, auf den ersten Blick erscheint Ohrid nicht sehr attraktiv.  Hier erweisen wir uns endlich mal gemeinsam als Helden der Orientierung. Wo ist denn da die Innenstadt? Das sieht alles ein bisschen verlassen und trostlos hier aus. Nach drei Mal im Kreis laufen biegen wir endlich richtig ab und hoppla! Was für eine schmucke kleine Stadt mit vielen verwinkelten Gassen, schönen Plätzen, zahlreichen historischen Sehenswürdigkeiten und einer riesigen Festung.

Korca

Wieder zurück in Albanien machen wir einen Halt in Korca, der „Wiege der albanischen Kultur“. Die Stadt wird als etwas sehr Besonderes und Sehenswertes beschrieben. Wir sind ehrlich: auf uns springt der Funke nicht über, irgendetwas fehlt uns, das wir aber auch nicht benennen können. So währt der Besuch der Stadt nur einen Tag und weiter geht’s.

Berat, die Stadt der tausend Fenster

Auf zur nächsten sehenswerten Stadt: Berat, 1961 offiziell zur Museumsstadt ernannt, seit 2008 Unesco Welterbe. Wir sind gespannt.  Berat, die Stadt der tausend Fenster an dem Fluss Osum, wird seinem Ruf gerecht. Ein beeindruckendes Stadtbild! Wir erklimmen zuerst die Burgfestung von Berat, Kalaja und sind beeindruckt von dem wunderschönen Blick auf die Stadt und den Fluss. Unterhalb der Burg schließt sich der Stadtteil Mangalem an, dem die Stadt den Namen „Stadt der tausend Fenster“ verdankt. Wir lassen uns treiben und genießen die schöne Atmosphäre und das geschäftige Treiben. Ein Spaziergang über die alte osmanische Steinbogenbrücke führt uns noch in das gegenüberliegende historische Viertel Gorica, das über viele Jahrhunderte nur durch eine Holzbrücke mit dem anderen Teil von Berat verbunden war.

Auf dem River Side Camping, der extra seine Tore für uns geöffnet hat, es ist schon Mitte Dezember, werden wir mit großen Obstschalen und einem Fläschchen Hochprozentigem verwöhnt. Vielen lieben Dank für die Gastfreundschaft!

Syri i Kaltër, das Blue Eye

Wieder zieht es uns anschließend Richtung Küste. Über Vlore geht es nach Orikum, wo auch der weitaus schönere Teil der Strecke beginnt. Wir passieren den Llogara Pass, traumhaft schön, aber leider wird das Wetter immer schlechter, bis es in Strömen regnet. Schade, schade. Das extrem schlechte Wetter begleitet uns auch die nächsten Tage und daher beschließen wir früher als geplant Richtung Süden nach Griechenland zu fahren. Vorher machen wir noch einen Abstecher zum Syri i Kaltër, dem Blue Eye. Es handelt sich dabei um eine Karstquelle am Westabhang des Gebirges Mali i Gjerë. Das Wetter meint es einen Tag gut mit uns und wir genießen die herrliche Landschaft – und vergessen vor lauter Freude über ein paar Sonnenstrahlen ganz das Fotografieren!

Aber: Wir kommen ganz bestimmt wieder in das wunderschöne und gastfreundliche Albanien. Es gibt noch unendlich viel zu sehen und zu entdecken.

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Hallo Anja, hallo Jochen,
    wieder ein sehr schöner Bericht! Und tolle Fotos 🙂 Hab auch schon von Anderen gehört, dass Albanien ein unglaublich schönes Land ist… Ich bereue, dass wir damals nicht wenigstens einen Tagesausflug dort hin gemacht haben (von Korfu aus).
    Wünsche euch weiterhin gute Reise und vor allem, dass es bald weiter geht!!!
    VLG Uschi

    1. Hallo liebe Uschi, vielen Dank für das schöne Feedback! Naja, zur Zeit geht ja eh nix, aber wenn wir mal wieder dort sind, dann kommst du einfach nach, gell. Wir hoffen, dass es bald mal weiter geht, mal schauen. Liebe Grüße nach Regensburg

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