Skip to content
Ladogasee
Skulpturenpark
Skulpturenpark
Petrosawodsk
Petrosawodsk
Karelien
Karelien
Karelien
Karelien

Russland – Teil 2 – Karelien

Nachdem wir den Polarkreis überquert haben, geht es auf der E105 weiter Richtung Süden nach Kem, von wo aus wir die berühmten Solovetzki Inseln besuchen wollen. Der Fährhafen, bei dem sich auch ein Wohnmobilstellplatz befinden soll, ist nicht direkt in Kem, sondern nochmal 10 km weiter in Rabocheostrovsk. Die Straße führt durch Kem, einem auf den ersten Blick tristen Ort. Ein Schlagloch folgt dem anderen, endlich kommen wir an. Das gut gepflegte touristische Ensemble, das wir vorfinden, wirkt grotesk in der sonst sehr desolaten Umgebung. Wir melden uns für die Übernachtung auf dem Parkplatz im Hotel an. Fähre zu den Solovetzki Inseln – Fehlanzeige. Die Saison ist beendet. Sehr schade, der Besuch wurde uns von Freunden empfohlen.

Am nächsten Tag wollen wir nach Kiwatsch. Hier soll es den berühmten Kiwatschwasserfall geben! Wir wussten zu dem Zeitpunkt nicht, dass dort auch jede Menge wilder Tiere auf uns warten. Wir steuern einen der wenigen Campingplätze an, da es in dieser Gegend schwierig ist, frei zu stehen. Die E105 ist geradeaus durch ewige Wälder geschlagen, Abfahrten nach rechts oder links sind schwierig bis nicht möglich. Am Campingplatz angekommen, wird unsere in offensichtlich perfektem Russisch vorgetragene Frage: Guten Tag, sprechen Sie Englisch? mal wieder mit einem nachdrücklichen Njet! beantwortet. Aber der junge Mann ist sehr freundlich und zuvorkommend und wir verständigen uns sehr gut mit Händen und Füßen. Der Platz ist für unser Fahrzeug an und für sich nicht geeignet. Es ist ein liebevoll hergerichteter Platz für Zelt- und Jugendgruppen. Aber da rein gar nichts los ist, dürfen wir eine Nacht bleiben. Am Abend gibt es ein leckeres Wachteleieressen!

Der Kiwatschwasserfall und die wilden Kreaturen!

Nun ja, der Wasserfall ist eher ein Wasserfällchen, aber es ist das erste Mal, dass wir so etwas wie Tourismus in Russland erleben. Um den Wasserfall herum ist ein liebevoll angelegter Park, es gibt sogar ein paar Souvenirbuden und ein Café! Wir haben einen entspannten Vormittag und sehen endlich mal Bären, Biber, Adler und vieles mehr…..

Sodann geht es weiter nach Petrosawodsk entlang einer schön gelegenen Straße, die zwischen zwei Seen hindurch führt, mit einer gemütlichen Kaffeepause am See.

Petrosawodsk - Hauptstadt der Republik Karelien

Am nächsten Tag machen wir einen langen und schönen Spaziergang durch Petrosawodsk. Ein bisschen vorgreifen möchte ich jetzt: In Norwegen hatten wir Natur pur und haben uns auch in der Natur am wohlsten gefühlt. Russland ist tatsächlich mehr eine Reise der Städte. Das liegt insbesondere auch am Wetter, es ist oft kalt, neblig und regnerisch. Karelien ist vor allem Wald, Wald und nochmal Wald. Wunderschöne Birkenwälder, aber eben auch sehr trist bei dem Wetter. Die Kolahalbinsel wäre wohl – aus unserer individuellen Sicht – landschaftlich reizvoller gewesen, aber da haben wir uns leider zu wenig Zeit gelassen. Unser Favorit bei den Städten ist tatsächlich die etwas raue und ruppig erscheinende Stadt Murmansk. Aber dazu später und nun zurück zu Petrosawodsk. Wir lassen die Bilder sprechen.

Abenteuer pur am Ladogasee

Am 26.09. geht es weiter zum Ladogasee, dem größten See Europas.  Wir haben wunderschönes Wetter und finden einen tollen Stellplatz am See. Zunächst geht es zu Oskars Freude ein wenig Offroad durch den Wald. Dann erreichen wir einen schönen Sandstrand. Etwas erhöht mit einem wunderschönen Blick auf den See installieren wir uns und freuen uns auf einen entspannten Abend. Ich fange schon mal an zu kochen, beobachte dabei ein paar russische Jungs, die mit ihrem PKW wie verrückt den Sandstrand rauf und runter kurven. Das Leben kann so schön sein! Aber was ist denn jetzt passiert? Von meiner erhöhten Position sehe ich, der PKW hat sich im Sand festgefahren. Da geht nichts mehr. Einer der drei Jungs steuert auf unser Auto zu. Oskar muss helfen! Ohne zu zögern treten wir in Aktion. Alles zusammenpacken, Offroadsicher verstauen und los geht’s – oder auch nicht. Wir fahren uns jetzt selbst im Sand fest. Schaufel raus und endlich können wir los. Wir müssen über eine steile Sandböschung zum Strand runter. Unten angekommen, klären wir mit Händen und Füßen, da die Jungs nur russisch reden, dass sie nicht einmal ein Abschleppseil dabei haben. Aber wir können natürlich helfen. Langsam ziehen wir das Fahrzeug raus und endlich ist es frei! Die Jungs bedanken sich wie verrückt, dann noch schnell ein Selfie mit Oskar und uns – und weg sind sie, ins Wasser reingefahren, dann mit Vollgas wieder raus.

So. Es ist schon spät und wird dunkel. Der Strand ist nun einsam und leer. Wie kommen wir denn da wieder raus? Wir fahren den Strand zurück zu der Böschung, an der wir runter gefahren sind. Aber Rauffahren – Fehlanzeige. Wir sinken jedes Mal so tief ein, dass wir uns festgraben würden, wenn wir das weiter versuchen. Wir versuchen es an anderen Stellen. Nichts geht. Der Sand ist so tief und weich und Oskar so dick und schwer… Es wird dunkler…. Glücklicherweise waren wir am Nachmittag eine große Runde am Strand spazieren und wussten, dass es ein ganzes Stück weiter ein wenig flacher wird und auf eine Wiese geht, an die sich der Wald anschließt. Der harte Sand direkt am Wasser trägt uns. Allerdings sind an einer Stelle zahlreiche hohe Steine, die den Weg versperren. Oskar sei Dank, Offroad kann er ja. Dann haben wir es endlich geschafft. Mit Schmackes die flache Böschung hoch und schon stehen wir auf der Wiese. Vor uns aber nun nur Wald, kein Durchkommen auf den kleinen Wegen zur Straße. Wir beschließen zu bleiben und die Lösung des Problems auf morgen zu verschieben. Wir haben Hunger und brauchen jetzt dringend ein Bier! Und in all der Aufregung haben wir natürlich vergessen, von dieser Chaosaktion ein tolles Video zu drehen. Am nächsten Morgen bieten immerhin die Reifenspuren noch ein paar Bilder an. Wir müssen noch viel lernen auf der Reise!

Sodann erkunden wir bei Helligkeit die Gegend. Wie kommen wir hier wieder raus? Gut ausgerüstet sind wir. Wir haben eine Astschere, eine Schaufel und eine Motorsäge an Bord. Zur Not sägen wir also einfach mal den Wald um, dann wird das schon werden. Denn durch die engen Waldwege kommen wir mit unserem Dicken nicht. Zurück wollen wir auch nicht. Da sehen wir einen breiteren Weg – der über den Sandstrand auf der anderen Seite führt. Ein bisschen Sandfahren üben schadet ja nicht! Auf geht’s. Ich laufe voraus, falls doch irgendetwas aus dem Weg zu räumen wäre. Aber Jochen mit Karacho und Bravour rein in den Sand und schnell wieder raus. Offroad durch den Wald und wir sind wieder in der Zivilisation. Schön war’s am Ladogasee.

Weiter geht es nach Sortavala. Das erste Mal finden wir hier eine touristische Infrastruktur, auch wenn die Saison schon vorbei ist. Außerdem treffen wir wieder auf ausländische Touristen, überwiegend Finnen. Bis auf die Gruppe Offroadfahrer auf der Kolahalbinsel waren wir allein auf weiter Flur. Von Sortavala aus kann man die Walaam Insel besuchen, es werden Ausflugsschiffe angeboten – wenn nicht gerade die Saison beendet ist. Daher machen wir einen kleinen Bummel durch die Stadt und sind ansonsten ein wenig faul.

Ozero Yanis"Yarvi

Am nächsten Tag beschließen wir, nochmals ins Landesinnere Richtung Norden zu fahren in der Hoffnung, dass das Wetter einigermaßen mitspielt. Wir wollen um den Ozero Yanis Yarvi fahren und uns einen Platz am See suchen. Wir nehmen die Straße Richtung Alattu und stellen uns schon mal gedanklich auf Schlaglochpiste ein. Hinter Alattu endet die Teerstraße und geht in eine Schotterpiste über. Das ist erheblich besser als Teerstraßen mit Löchern und Wellen. Die Sonne scheint und wir erfreuen uns an den wunderschönen Herbstfarben. Um an den See zu gelangen, biegen wir auf einen kleinen Feldweg ein. Wir sind auf der Strecke kaum einem Auto begegnet, die Gegend ist sehr dünn besiedelt. Wir wähnen uns einsam und allein, wie schön. Aber die Menschen in Russland lieben das Leben in der Natur, angeln, grillen, Lagerfeuer. So treffen wir auf zwei Männer und eine Frau, die etwas konsterniert kucken angesichts des seltsamen deutschen Fahrzeugs und deren Insassen. Wir begrüßen uns und verständigen uns wieder mit Händen und Füßen. Nur einer der beiden Herren spricht etwas englisch. Dann geht jeder seiner Wege, wir machen einen langen Spaziergang und genießen die Abendsonne.

So verabschieden wir uns bei wunderschönem Herbstwetter von Karelien.

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare

  1. Bravo für Ihren Mut. Mut, den Komfort eines Sozial-, Berufs- und Familienlebens aufzugeben. Die Länder und Völker der Welt entdecken zu wollen, was für eine wunderbare Idee. Ihr Logbuch und die Fotos sind sehr lebendig.
    Wir wollen mit euch zusammen sein. Aber, sind wir zu alt für dieses Abenteuer.
    In Erinnerung an die wenigen Tage in Österreich mit Heidi, Wolfgang und der ganzen Familie
    Françoise et Richard de Saponay

    1. Liebe Françoise, lieber Richard,
      das freut uns, von Euch zu hören. Vielen Dank für die lobenden Worte. Auch wir erinnern uns gerne an die Tage in Österreich mit Euch. Im Moment sind wir auf dem Weg nach Griechenland und würden uns freuen, wenn Ihr uns weiterhin verfolgt.
      Viele Grüße,
      Anja und Jochen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

An den Anfang scrollen