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Krümmer am Boden - ganz links in schwarz, die undichte Stelle
Oskar beim Doktor...

Holpriger Start ins Abenteuer

Nach meinem unangenehmen Rendezvous mit der Wespe und der unfreiwilligen Nacht im Elmshorner Krankenhaus sind wir nun tatsächlich auf dem Weg nach Dänemark. Endlich die Grenze. Wir schreiben den 22. Juli und es regnet! Farvel, Tyskland ……

Unser Ziel für heute ist Haderslev, wo wir uns einen kleinen Campingplatz etwas außerhalb ausgesucht haben. Der Platz wirkt zunächst etwas verlassen, doch schon kurz nachdem wir uns installiert haben, werden wir herzlichst vom Betreiber begrüßt, der sich wahnsinnig freut, endlich mal einen richtig großen Camper auf dem Hof stehen zu haben und das auch sofort auf Facebook postet…

Die Nacht ist ruhig, trotz der Straße nebenan und wir machen uns zeitig auf, um heute noch ein gutes Stück Weg Richtung Norden zu schaffen. Von Haderslev bis Hirtshals, dem Fährhafen, sind es noch über 300 km, daher beschließen wir, irgendwo einen Stopp am Meer einzulegen. Immer der Nase nach landen wir irgendwann am Strand von Fjellerup auf einem großen Parkplatz am Ende der Straße. Nachmittags herrscht hier noch reger Badebetrieb für Mensch und Pferd und auch ich nutze die Gelegenheit und werfe mich in die Fluten. Abends haben wir den Strand (fast) für uns allein und genießen unseren ersten Sonnenuntergang am Meer, die Füße in den warmen Sand gesteckt.

Am nächsten Morgen frühstücken wir noch gemütlich und dann geht es weiter Richtung Norden, nach Hirtshals, wo um 20:45 unsere Fähre nach Kristiansand/Norwegen ablegt. Wir erreichen die kleine Küstenstadt im Laufe des frühen Nachmittags und müssen erst mal im Labyrinth des Fährhafens den richtigen Parkplatz für uns finden. Nachdem wir noch ein paar Stunden Zeit haben, bis wir für die Überfahrt einchecken können, beschließen wir, uns die Stadt anzuschauen und noch ein paar Lebensmittel einzukaufen, die in Norwegen deutlich teurer sein sollen. Allerdings hat sich die Stadt ganz offensichtlich auf den Durchgangsverkehr nach Norwegen eingestellt, denn sowohl im Supermarkt als auch in der kleinen Bar, in der wir uns noch ein Bier gönnen, liegen die Preise weit über dem dänischen Niveau.

Gegen 19:00 Uhr reihen wir uns mit einem Pulk weiterer Wohnmobile in die Schlange für den Check-in und warten nochmal geduldig eineinhalb Stunden auf die Ankunft der Fähre. Das Schiff ist riesig und der Rummel an Bord der Fähre erinnert an Disneyland, weshalb  wir uns ziemlich bald auf ein Außendeck verziehen, wo zwar der Wind bläst, aber die Stimmung deutlich besser zu einer Überfahrt nach Norwegen passt. Kurz nach Sonnenuntergang wird es uns aber draußen doch zu kalt und wir nehmen für den Rest der Fahrt die beiden reservierten Sitzplätze auf Deck 9 in Anspruch. Das Entladen der Fähre nachts um zwölf verläuft ohne Probleme und auch der Zoll winkt uns großzügig durch. Willkommen in Norwegen!

Unsere erste kurze Nacht in Norwegen verbringen wir auf einem Parkplatz in der Nähe eines Krankenhauses (gutes oder schlechtes Omen?) und am nächsten Morgen brechen wir auf, von Kristiansand Richtung Norden, das Setesdal hoch. Die ersten Eindrücke sind überwältigend. Natur pur. Kaum haben wir die Stadt verlassen, öffnet sich eine dünn besiedelte Landschaft mit endlosen Wäldern, Seen und Flüssen und steil aufragenden Bergen. Und dieser Streckenabschnitt wird im Reiseführer noch nicht mal erwähnt…

In Evje, dem offiziellen Eingang zum Setesdal, werden wir in der Touri-Info mit jeder Menge Informationen versorgt und bekommen sogar noch einen Gratiskaffee serviert. Für die Suche nach einem Stellplatz für die Nacht beschließen wir, die kleine Straße am Westufer des Byglandsfjorden zu nehmen, da hier immer wieder schöne Plätze zum Campen entlang der Straße zu finden sein sollen. Das Problem ist nur, dass wir nicht die Einzigen sind, die diesen genialen Gedanken hatten, und so passieren wir einen schönen Stellplatz nach dem anderen, die aber leider alle schon von anderen Campern belegt sind. Kurz vor dem Ende der Straße werden wir aber doch noch fündig und installieren uns mit wunderschönem Blick auf den See.

Bis Sonnenuntergang ist alles wunderbar, aber mit einsetzender Dämmerung fallen plötzlich Myriaden von Mücken über uns her. Aber es ist eh spät genug für heute und so verziehe auch ich mich nach drinnen und lege mich schlafen. Leider gibt es hier nicht nur Mücken, sondern auch Sandfliegen, die es tatsächlich durch unsere Insektenrollos ins Wageninnere schaffen und an mir ganze Arbeit vollbringen. Gegen halbfünf ist es mit der Nachtruhe vorbei und zu diesem Zeitpunkt sehe ich bereits aus, wie ein Streuselkuchen. Insektenattacke, die Zweite. Hoffentlich wird das besser mit der Zeit.

Wir ziehen weiter, in höhere Gefielde, nach Hovden. Der Skiort liegt bereits auf 800 m an einem wunderschönen See, doch auch hier wimmelt es abends von kleinen Plagegeistern, die wir diesmal aber mit einer gehörigen Portion Anti-Brumm in Schach halten. Von Hovden fahren wir am nächsten Morgen über das wunderschöne Haukelifjell und wollen eigentlich nur bis Odda, um von dort aus in Ruhe die Strecke entlang des Hardangerfjords genießen zu können. Doch daraus wird leider nichts. Zum Einen werden mit der Annäherung an die berühmten Fjorde die Wohnmobile immer mehr, weshalb es praktisch keine freien Übernachtungsmöglichkeiten mehr gibt. Zum Anderen – und das ist das weitaus schlimmere – verliert unser Oskar vor allem bergauf deutlich an Leistung und beschwert sich hörbar über die Plackerei. Er tuckert wie ein alter Lanz Bulldog. Irgendetwas stimmt da nicht.

Einen einigermaßen akzeptablen Stellplatz für die Nacht finden wir ein ganzes Stück weiter als geplant, bereits jenseits des Hardangerfjords in Øvre Eidfjord. Per WhatsApp kläre ich mit Stefan von Excap, was die Ursache für den veränderten Motorensound und den Leistungsverlust sein kann und da sich die Überprüfung nach ziemlich viel Arbeit anhört, beschließen wir, am nächsten Tag noch bis Bergen zu fahren und uns dort einen Campingplatz zu suchen, wo wir in Ruhe schrauben können und notfalls auch eine Werkstatt in der Nähe finden.

Unsere Bemühungen bleiben zunächst leider ohne Erfolg, weder der Separfilter ist verstopft, noch sind es die Dieselfilter. Die nächste Möglichkeit wäre ein Leck irgendwo an der Dieselleitung zwischen Tank und Motor. Wenn hier Luft mit angesaugt wird, würde das den Leistungsverlust erklären. Also auf den anderen Tank umschalten und dann beim Fahren schauen, ob’s besser wird. Vorher gönnen wir uns aber noch einen Tag Pause auf dem schön gelegenen Campingplatz, den wir in der Nähe von Bergen gefunden haben, um uns ein bisschen von der ganzen Aufregung zu erholen.

Wir setzen unsere Reise fort mit Ziel Vadenheim am Sognefjord, dort soll es einen schön gelegenen Stellplatz am Wasser geben. Zunächst habe ich den Eindruck, dass der Motor auf dem großen Tank ruhiger läuft, aber da hat mir wohl die Hoffnung auf eine schnelle Lösung des Problems die Ohren verstopft. Nach den ersten Steigungen wird klar, dass auch hier der Fehler nicht liegen kann, im Gegenteil, unser Oskar wird mit der Zeit immer lauter und dabei gefühlt immer schwächer. Uns ist gar nicht wohl bei dem ständigen Bergauf Bergab der Strecke, aber es hilft nichts, bis Vadheim muss er jetzt noch durchhalten.

Zumindest ist der Stellplatz in Vadheim wie beschrieben und so richten wir uns erst mal ein und verbringen den regnerischen Abend im Auto.

Am nächsten Morgen ist es trocken, also Fahrerhaus wieder kippen und weiter suchen. Inzwischen hat uns Stefan bestätigt, dass mit dem Motor, so wie er klingt, definitiv etwas nicht stimmt, was mich insofern etwas beruhigt, als ich offensichtlich nicht hysterisch bin, sondern tatsächlich etwas kaputt ist.

Wir sind uns einig, dass irgendwo ein Leck sein muss. Entweder zieht der Motor Luft oder es entweicht irgendwo Luft oder Diesel. Um das zu prüfen werfe ich den Motor an und untersuche ihn von vorne bis hinten, ob irgendwo etwas zischt oder bläst. Und endlich werde ich fündig! Am Ausgang des vordersten Zylinders, zwischen Krümmer und Motorblock ist ein pulsierender Luftstrom im Takt des Motors spürbar. Das muss es sein. Auch die Ursache entdecke ich schnell. Der vorderste Stehbolzen, mit dem der Krümmer am Motorblock festgeschraubt ist, ist gebrochen. Und aufgrund des fehlenden Anpressdrucks hat dann die Dichtung zwischen Motor und Krümmer nach und nach den Geist aufgegeben. Daher das tuckernde Geräusch und aufgrund des fehlenden Abgasstroms konnte der Turbo auch keine Leistung mehr bringen.

Für die Reparatur benötigen wir auf jeden Fall eine Werkstatt, aber zumindest ist jetzt klar, dass der Motor keinen Fehler hat und auch die Weiterfahrt ist erst mal kein Problem, es fehlt halt nur die volle Leistung.

In Forde, 35km nördlich von Vadheim, gibt es mehrere LKW-Werkstätten und so fahren wir dort früh am nächsten Morgen hin und begeben uns auf die Suche. Auf Empfehlung eines Inhabers, der selbst keine LKW über 7,5t reparieren darf, landen wir bei A/S Autoservice etwas außerhalb, wo wir zu unserer Überraschung und Freude auf Ingo, einen Deutschen treffen, der dort als Mechaniker arbeitet. Er schaut sich den Schaden kurz an und meint, dass es wohl sinnvoll wäre, für die Reparatur die Original-Dichtungen für Krümmer, Turbo etc. zu besorgen. Diese bestellen wir in Österreich bei Indutec, bitten um Versand per Express und ab jetzt heißt es warten! Es ist bereits Donnerstag, aber wir hoffen, dass das kleine Päckchen es vielleicht noch bis Freitag Abend nach Forde schafft, schließlich kostet der Expressversand stolze 55€.

Nachdem es noch früh am Tag ist und der Motor durch weiteres Herumfahren keinen Schaden nehmen kann, steuern wir unseren Oskar über die N5 bis nach Frolo, in der Hoffnung, am westlichsten Punkt des norwegischen Festlandes einen schönen Platz für die nächsten Tage zu finden. Frolo entpuppt sich allerdings als hässliche Industriestadt ohne jegliches Flair, also das Ganze wieder zurück und weitersuchen. In Eikefjord werden wir fündig an einem kleinen kostenpflichtigen Platz direkt am Wasser mit herrlichem Blick auf den Fjord.
Unser Päckchen mit den Dichtungen hängt laut Tracking der österreichischen Post am Freitag immer noch in Österreich, also wird es auf jeden Fall Montag bis die Reparatur in Angriff genommen werden kann. Das bedeutet, wir können uns Zeit lassen und bleiben erst einmal noch eine weitere Nacht in Eikefjord.

Die folgenden Tage tuckern wir mal in die eine Richtung, mal in die andere, ohne genaues Ziel, übernachten in Förde und in Vassenden, immer in der Hoffnung, dass endlich die Ersatzteile in Norwegen ankommen.

Montag früh dann neuer Status: Verzögerung der Auslieferung… also noch einen Tag warten. Wir bleiben auf dem etwas seltsamen Platz in Vassenden stehen, weil wir auch keine Lust haben, nochmal einen Neuen zu suchen und am Dienstag Nachmittag kommt dann endlich die erlösende Nachricht von der Werkstatt: das Päckchen mit den Dichtungen ist eingetroffen. Laut Tracking der österreichischen Post liegt es zu diesem Zeitpunkt immer noch in Oslo!!! Soviel dazu…

Wir bekommen gleich Mittwoch Morgen einen Termin um 7:30 Uhr und bis Mittag ist unser Oskar dann tatsächlich wieder fit für die Weiterreise.

Fazit: vom ersten bewussten Auftreten des Fehlers bis zur endgültigen Reparatur hat es elf Tage unserer leider begrenzten Zeit in Norwegen gedauert. Natürlich haben wir versucht, das Beste daraus zu machen, aber gerade die ersten Tage, bis klar war, wo der Fehler liegt, waren für uns extrem stressig, weil wir eigentlich ständig damit rechneten, dass uns das Auto komplett liegen bleibt und wir die Reise abbrechen müssen. Und auch hinterher war die Warterei auf die Ersatzteile einfach nervig. Dennoch haben wir es immer wieder geschafft, die Tage des Wartens auch für uns zu nutzen und konnten der zwangsweisen Entschleunigung am Ende auch ein paar positive Seiten abgewinnen. Aber trotzdem hoffen wir, dass wir uns ab jetzt mehr um’s Reisen als um’s Reparieren kümmern können.

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Hey ihr zwei, wie spannend die ganze Geschichte im Detail zu lesen. Gut das schon lang wieder alles gut ist. Die Bilder sind beeindruckend! Und schön, so ein wenig an euren Abenteuern dabei zu sein.

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